Medikamentöse Therapie

 

Vor Start der Behandlung der Anti-NMDAR-E: Sind Psychopharmaka immer notwendig, um Patienten therapiebar zu machen? Wenn ja, welche Psychopharmaka sind empfehlenswert (z.B. auch für Kinder/Jugendliche ) ?

Bei den meisten Patienten sind Psychopharmaka im Krankheitsverlauf erforderlich. Die erwünschten Effekte umfassen Beruhigung/Sedierung, Reduzieren von Angst und Unruhe sowie psychotischen Symptomen (z.B. Stimmenhören, Aggressivität). Es sind vermehrt paradoxe (gegenteilig als erwartete) Effekte durch Psychopharmaka und Neuroleptika beobachtet worden (Zunahme der Unruhe). Die grundlegenden Therapie-Empfehlungen sind derzeit in Diskussion (siehe nächste Frage). Eine möglichst schnelle Diagnostik (hier wichtig: Liquorproben) sowie auch eine rasch greifende, möglicherweise auch „aggressivere“ Therapie als bisher durchgeführt sind hier mit entscheidend für einen guten Therapiebeginn.

Was ist die derzeitige Therapie-Empfehlung ? Sind das immer noch Steroide, Plasmapherese und Immunglobuiline als First Line, Rituximab bzw. Cyclophosphamid als Second Line ?

Es scheint sich abzuzeichnen, dass eine möglichst frühe und ausreichend „aggressive“ Immuntherapie wichtig für eine gute Prognose ist (insbesondere wenn mehrere Antikörper-Klassen beteiligt sind). Dazu gehört fast immer ein Therapieversuch mit hochdosiertem Kortison. Sehr effektiv scheint die Plasmapherese in der Akut-Therapie zu sein, ggf. auch die Gabe von intravenösen humanen Immunglobulinen (IvIg). Bei fehlender Besserung sollte rasch „eskaliert“ werden, z.B. durch die Einzelgabe oder Kombination von Rituximab und Cyclophosphamid.Um die Plasmapherese bei unruhigen Patienten durchführen zu können, wird manchmal sogar eine Narkotisierung (z.B. mit Propofol) und Beatmung erforderlich. Dieser Therapieansatz kann von Angehörigen als drastischer Einschnitt erlebt werden, da die/der Erkrankte für einige Tage (in der Regel 1-3 Tage) nicht ansprechbar ist. Andererseits können auf diese Weise relativ schnell die betroffenen Antikörper aus dem Blut herausgefiltert werden. Zusätzlich kann die Gabe von Neuroleptika und Psychopharmaka auf diese Weise reduziert werden (Reduzierung von möglichen Medikations-Nebenwirkungen und – Wechselwirkungen).Da Rituximab – wie wir aus Forschungen der Rheumatologie wissen – möglicherweise nicht so gut auf IgA-Antikörper wirkt, sollte bei zusätzlichen IgA-Antikörpern Cyclophosphamid statt Rituximab verwendet werden.